Für Brückengründungen bei einem Bodenuntergrund mit schlechter Tragfähigkeit, kombiniert mit einer großen erforderlichen Pfahltiefe, findet der Vollverdrängungsschneckenbohrpfahl für die Herstellung von Ortbetonpfählen nach DIN EN 12699 Verwendung.
Das Pfahlsystem findet zudem auch bei schwingungsempfindlichem Umfeld seinen Einsatz. In der Nähe von schwingungsempfindlichen technischen Anlagen ist für den Grundbau ein lärm- und erschütterungsarmes Herstellungsverfahren erforderlich.
Der Vollverdrängungsschneckenbohrpfahl kann zurecht als Alleskönner bezeichnet werden. Es bestehen keine speziellen Anforderungen an die örtlichen Gegebenheiten. Wo andere Pfahlsysteme nicht möglich sind, kommt der Vollverdrängungsschneckenbohrpfahl für Pfahlgründungen im Spezialtiefbau zum Einsatz.
Vorteile des Pfahlsystems
Vollverdrängungsschneckenbohrpfähle weisen aufgrund der Schneckenbohrtechnik und einiger Besonderheiten beim Herstellungsverfahren überzeugende Vorteile gegenüber herkömmlichen Pfahlsystemen mit Bohr- oder Rammtechnik auf:
- Herstellung frei von Erschütterungen und mit geringem Lärmpegel
- Hohe Bohrleistung und damit Leistungsfähigkeit pro Tag
- Besonders hohe Tragfähigkeit bedingt durch das Verdrängungsprinzip
- Hohe Belastbarkeit
- Umweltfreundlich und sicher, da kein Bodenaushub entsteht und der Grundwasserhaushalt nicht beeinflusst wird.
- Einsatz auch bei beengten Platzverhältnissen
- Eignung für praktisch alle Bodenarten
- Überflüssige Pfahllängen fallen nicht an.
- Eine Neigung bis 4:1 kann hergestellt werden.
- Bewehrung bis in die Spitze
- Bewährt bei tausenden Bauvorhaben
Da man Schneckenbohrpfähle im Spezialtiefbau ohne Verrohrung direkt auf der Baustelle herstellt, entfällt ein vollständiger Arbeitsschritt: Es ist nicht notwendig, den Bohrer vor dem Betonieren zu entfernen. Neben der dadurch bedingten hohen Produktivität lassen sich ungeplante Änderungen im Vergleich zu verrohrten Bohrsystemen flexibel und einfach umsetzen. Die mit Erde gefüllte Wendel des Schneckenbohrers verdrängt den Boden, daher ist keine Absicherung der Bohrlochwand notwendig.
Mögliche Nachteile
Für den speziellen Fall, dass es zu einer Auflockerung des Erdreichs kommt, das den Pfahl ummantelt, kann das Tragverhalten des Bohrpfahls möglicherweise nachlassen. Ist die Mantelreibung verringert, kann dies eine Setzung des Baugrundes bewirken, was theoretisch zu Schäden an der Bausubstanz führen kann. Die spezielle Eigenschaft des Vollverdrängungsschneckenbohrpfahls, den Boden vollständig zu verdrängen, wirkt jedoch einer Auflockerung aktiv entgegen.
Während der Herstellung von Pfahlgründungen erfasst man beim Abteufen und Betonieren laufend alle relevanten Daten. Damit sind eine lückenlose Dokumentation und hohe gesicherte Qualität garantiert. Der etablierte Qualitätsstandard ist die Centrum Pfahl System-Qualität, kurz CPS-Qualität.
Funktion im Spezialtiefbau
Vollverdrängungsschneckenbohrpfähle zählen zu den Ortbetonpfählen, da man die Pfähle direkt vor Ort betoniert. Da keine vorgefertigten Teilstücke benötigt bzw. montiert werden müssen, ist der Ortbetonpfahl im Vergleich zu Verbundpfählen oder Fertigpfählen in der Herstellung am flexibelsten. Beim Vollverdrängungsschneckenbohrpfahl handelt es sich um einen Ortbetonpfahl nach DIN EN 12699.
Die Herstellung im Grundbau erfolgt in diesen aufeinanderfolgenden Verfahrensschritten:
- Einschrauben der hohlen Endlosbohrschnecke in den Boden. Der Vorgang erfolgt frei von Erschütterungen und geräuscharm.
- Bohrung mit permanenter Dokumentation und Überwachung. Beispielsweise protokolliert man beim Gründungsvorgang Drehmoment und Vorschubgeschwindigkeit und gleicht den auftretenden Systemdruck mit einem Spitzendruckdiagramm ab. Der dokumentierte Systemdruck dient als Nachweis für eine technisch einwandfreie Pfahlgründung.
- Hat man die erforderliche Tiefe erreicht, erfolgt die Kontrolle auf Trockenheit im Vortriebrohr. Man setzt den Bewehrungskorb ein und bringt Beton für die gesamte Pfahllänge ein. Unter fortwährender Links- und Rechtsdrehung des Bohrrohres tritt der Beton am unteren Ende des Rohres aus. Die im Bohrloch verbleibende Bohrspitze dient als Pfahlfuß im Boden. Die wechselnden Drehbewegungen verdichten den Beton. Dies führt zur Entstehung der profilierten Außenfläche des Pfahls. Für die Herstellung in CPS-Qualität stellt man eine lückenlose Dokumentation sicher und protokolliert beispielsweise Daten wie Pfahlquerschnitt, Betondruck und Betonmenge.
- Man rüttelt die Anschlussbewehrung in den frischen Beton, bevor dieser abbindet. Nach vollständiger Härtung des Betons kappt man die Ortbetonpfähle auf die gewünschte Höhe.
Als Geräte zur Herstellung des Pfahls werden Mäkler und Antriebseinheit genutzt. Die Geräte können auf Raupen verfahren und neu positioniert werden. Ist eine Richtungsänderung notwendig, so wird das Gerät vom Boden angehoben, in die neue Richtung geschwenkt und in Folge abgesenkt. Damit erreicht man, dass das Baugelände nicht beschädigt wird.
Fazit
Der Vollverdrängungsschneckenbohrpfahl ist umweltschonend, flexibel, einfach und hoch produktiv in der Herstellung. Die gute Umweltverträglichkeit kombiniert mit der wirtschaftlichen und ressourcenschonenden Herstellung machen das Pfahlsystem zu einem unverzichtbaren und vielfach bewährten Verfahren im Spezialtiefbau. Das System ist für alle Bodenarten geeignet, produziert keinen Aushub und ist hoch flexibel in der Herstellung. Das Verfahren ist erschütterungsfrei und lärmarm, sowie für beengte Platzverhältnisse geeignet. Der Vollverdrängungsschneckenbohrpfahl - ein leiser Alleskönner.